Gebäude

Geschichte

Wann genau die Dorfkirche errichtet wurde, bleibt im Dunklen der Geschichte. Jedoch ist es wahrscheinlich, dass der Bau nach dem Kauf Gatows durch das Spandauer Nonnenkloster 1272 erfolgte.

 

Das ursprüngliche Gebäude bestand nur aus einem rechteckigen Saal.

 

Dies ist noch gut an der Seite sichtbar, an der der Eingangsweg direkt vorbeiführt,

 

und zwar an den dichter angeordneten behauenen Feldsteinen und einem vorspringendem Teil der Außenmauer.

 

Erweiterungen erfuhr die Dorfkirche mehrmals aufgrund der beengten Platzverhältnisse

 

und dem Anwachsen der Gemeinde. Das erste Mal geschah dies im 15. Jahrhundert Richtung Ausgang Buchwaldzeile.

 

Diese Erweiterung erkennt man an den weniger dicht und weniger geordneten grob behauenen Steinen.

 

Aus dieser Zeit stammte auch das gotische Eingangsportal in der südlichen Wandseite.

 

Schäden durch den 30-jährigen Krieg (1618-1648) und den 7-jährigen Krieg (1756-1763) sind nicht überliefert,

 

wohl aber aus der Zeit von Napoleons Besatzung. Die Beseitigung dieser Beschädigungen erfolgte erst 1816.

 

 

1846 musste der baufällige Turm durch einen neuen ersetzt werden.

 

Neben der Kirche steht seit 1860 das heute noch erhaltene ehemalige Pfarrhaus,

 

das bis 1911 auch als Schule genutzt worden sein soll.

 

1868 (and. Ang. 1869) folgte die zweite Erweiterung,

 

diesmal Richtung Osten, Richtung heutiger Straße Alt-Gatow.

 

Das an der Ostseite anliegende Grabgewölbe ist so umgebaut worden,

 

daß es als Platz für den Altar (Chor) in das Gesamtgebäude integriert wurde.

 

 

45 Jahre später erfolgte die dritte und bisher letzte Vergrößerung, noch einmal nach Osten, mit dem Bau der Sakristei

 

(= Raum für die Aufbewahrung von zum Kirchenleben und Gottesdienst notwendigen Gegenständen).

 

Das Baujahr 1913 ist auch in den Türbeschlag an der Nordseite eingestanzt.

 

Diese Veränderungen sind heute noch durch die jeweils abgestuften Höhen der Ergänzungsbauten deutlich sichtbar. <br />

 

Die Restaurierung von 1935 durch Erwin Rettig brachte unter dem Altar 17 gut erhaltende Särge der Familie Brandhorst zum Vorschein.

 

Sie sollen laut Auskunft älterer Gemeindeglieder dort noch stehen.

 

Der ursprünglich vorhandene und damals entdeckte Hauptzugang in der Turmwand wurde dort wieder geschaffen

 

und der Südeingang fensterartig zugemauert sowie teilverputzt. Daran ist er außen und durch eine Wandwölbung im Innern erkennbar.

 

 

Der erneut baufällig gewordene Kirchturm bildete den Anlaß für die Umgestaltung -

 

oder deutlicher formuliert Totalentkernung- von 1953 unter Leitung Architekten Max Glöckner und Erich Rothe.

 

Der Innenraum erhielt eine höhere Decke, der aufgearbeitete Turm Schalluken, die mit der Zeit zersetzten Balken wurden ausgetauscht, die Empore wurde insgesamt zurückgezogen und ein Emporenzugang sowie der barocke Kanzelaltar aus dem Jahr 1741 sind - aus heutiger Sicht überhaupt nicht nachvollziehbar -

 

entfernt und verbrannt worden.

 

Seitdem bildet die 1495 auf Holz gemalte und aus der Berliner St. Marienkirche (nahe dem Roten Rathaus) stammende

 

"Beweinung Christi" den Mittelpunkt des Altarraumes.

 

Umrahmt wird die Darstellung der Beweinung rechts von der Heiligen Dorothea,

 

links von der Heiligen Barbara und dem Kreuz in der Mitte.

 

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Unterhalb sind die damaligen Patrizier und Stifter Martin Wins und seine Frau zu sehen.

 

Davor wiederum das Wappen der Familie. Der Altar selbst wurde aus Klinkern neu aufgemauert.

 

Die meisten anderen Gegenstände sind ebenfalls keine Bestandteile der Originalausstattung.

 

Trotz der mehrmaligen An- und Umbauten blieb die Anlage als "Saalkirche" erhalten.

 

Bischof Otto Dibelius weihte die im Stil der damaligen Zeit sehr viel schlichter gehaltene Kirche nach Abschluß der Arbeiten 1953 neu.

 

 

 

1966 erfolgte die Herauslösung der Gemeinde Gatow aus dem Sprengel Gatow - Kladow.

 

Dadurch bildete Gatow wieder eine eigenständige Dorfkirchengemeinde,

 

womit der vor der Reformation bestehende Zustand wiederhergestellt worden ist. Seit 1974 gibt es nunmehr auch das neue Gemeindehaus in der Plievierstr. 3.

 

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Psalm 23,6

 

 

 

Unsere Glocken


In der Mitte von Gatow steht unsere Dorfkirche. Sie ist optisch der Mittelpunkt unserer kleinen Welt an der Havel – ja, sie prägt aber nicht nur den Dorfkern, nein sie wirkt viel weiter! Das Geläut ihrer Glocken ist im Ort, auf den Feldern, im Wald und auf der Havel zu hören. – Nicht nur wir Gatower zucken zusammen, wenn sie nicht mehr zu hören ist. Die Kirche, aber auch ihr Geläut ist Teil unseres Lebens in Gatow! Unsere Glocken läuten und sie – wecken uns morgens, rufen uns Mittags zur Pause, läuten uns den Feierabend ein – sagen uns welcher Wochentag ist, denn sie läuten anders an Wochen-, Sonn- und Feiertagen – begleiten uns durchs Leben, wenn wir getauft werden, wenn wir konfirmiert werden, wenn wir heiraten oder wenn unser Lebensweg zu Ende geht. Die Glocken und ihr Geläut strukturieren unser Leben vom Alltag bis zu den bedeutenden Tagen unseresLebens. Im Kirchturm unserer Kirche hängen drei Glocken. Die Älteste stammt aus dem 14. Jahrhundert, die beiden anderen sind 1953 dazugekommen. Die beiden Neuen sind aus Eisenhartguss und aus der Glockengießerei Franz Weeren. Die Älteste ist aus Bronze und zeigt eine reiche Verzierung. Es schmücken sie vier Medaillons mit biblischen Szenen, eine Münze und oben zwei weitere Medaillons mit Figuren. Die Gießerei ist unbekannt. Glocken und Geläute begegnen uns seit über 5000 Jahren. Mit dem Ausgangder Spätantike finden sie Eingang ins Christentum. Dort unterliegen sie seit jeher liturgischen und kirchenrechtlichen Formen und Bestimmungen, die einem vielfältigen Wandel bis in die Gegenwart unterworfen sind. Jeder hat eine andere persönliche Beziehung zu unseren drei Glocken in der Dorfkirche. – Mögen die Glocken noch lange ihr Geläut über Gatow und seine Umgebung senden.

 

Lutz Abeler,
Baubeauftragter derKirchengemeinde Gatow